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Rückblick auf Willi Rosner im Neuen Tag
Geschrieben von: Der Neue Tag   
Samstag, den 11. März 2017 um 08:28 Uhr

Bericht in "Der Neue Tag" am 11.03.2017

Freunde erinnern sich an den früheren Mäzen des SV Neusorg

Willi Rosner: Aufstieg und Fall

Willi Rosners Lebensgeschichte würde nach Hollywood passen. Der Film über den verstorbenen früheren SV-Neusorg-Mäzen wäre aber keine Komödie.

Viele Trauergäste verabschiedeten sich am Donnerstag in der Neusorger Kirche von Willi Rosner. Die letzte Ruhe wird die Urne in seiner Heimatstadt Marktredwitz finden. Bilder: gsa (2)

An der Marktredwitzer Straße liegen die Media-Bauten in den letzten Zügen. Während die Bagger sich durch die Fabrikgebäude fressen, geht es im Marktredwitzer Krankenhaus mit dem früheren Eigentümer zu Ende. Die Symbolik passt - so gut, dass Pfarrer Hans Riedl sie beim Trauergottesdienst am Mittwoch verwendet. Viele Freunde und Weggefährten Willi Rosners hören diese Predigt. Die Kirche ist voll, als der wohl schillerndste Neusorger verabschiedet wird. So viel Aufmerksamkeit hatte Rosner in den letzten Jahren nicht mehr.

 Erfolgstrainer Franz Dürrschmidt war gekommen, dazu viele ehemalige Spieler. "Da saß eine ganze Landesliga-Mannschaft in der Kirche", sagt der einstige SV-Kassier Harald Holzinger. In den 1990er Jahren feierte sie mit Sponsor Rosner Erfolge - bis er sich im Jahr 2001 sein Hobby nicht mehr leisten konnte. Der Niedergang des Vereins verlief dann geradezu sanft, verglichen mit dem des Mäzens. Während der SV heute zwei Klassen tiefer in der Kreisliga gut da steht, verlor Rosner alles: Geld, Familie, Gesundheit. Alleine, schwer zuckerkrank und blind verbrachte er seine letzten Jahre in einem Zimmer im Gasthof Rosenberger in Harlachhammer. Als er mit 59 starb, war niemand da, der die Beerdigung hätte zahlen können. Der SV sprang ein, Pfarrer Riedl dankte dafür.

Keine Söldner-Truppe

Die SV-Freunde haben ihrem Ehrenmitglied auch in den schweren Jahren die Treue gehalten. Sie besuchten ihn regelmäßig zum Stammtisch, erinnert sich Rosenberger-Wirtin Brigitte Erdmann. Auch Harald Holzinger saß oft dabei. Dass so viele Spieler an Rosners Grab standen, belegt für ihn, dass nichts dran war am Image der zusammengekauften Söldnertruppe, das dem SV anhaftete. "Wir waren eine Gemeinschaft."

Holzinger kann sich erinnern, wie es los ging. Der Marktredwitzer Rosner kam über seine damalige Freundin nach Neusorg. Er war ein hervorragender Tischtennisspieler, brachte sich bald als Abteilungsleiter ein. Neben dem Studium der Betriebswirtschaft, jobbte er als Servicekraft im Berghof Alm/Hofstetten. "Er war kein Tellerwäscher, aber vom Ober zum Millionär hat sich der Willi hochgearbeitet", sagt Holzinger. Denn als er nach dem Studium die Firma REC gründete, habe der Erfolg Rosner überrannt. Seine EDV- und Elektroartikel verkauften sich von selbst, vor allem in Osteuropa hatte er kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zeitweise ein regelrechtes Monopol. Seinen Reichtum zeigte Rosner gerne - teure Autos, mondäne Villa in Neusorg, ein Ferienhaus in Südfrankreich. Die Tausender zog er lose aus der Hosentasche. "Aber er hielt sich nie für etwas Besseres", erinnert sich Holzinger, seine Schafkopffreunde blieben über all die Jahre die gleichen. "Jeder konnte kommen, wenn es etwa um eine Spende für eine Tombola ging", sagt Holzinger.

Einmal in den Videotext

Besonders profitierte der SV - zuerst die Tischtennisabteilung, dann die Fußballer. "Er hat immer gesagt, er will den SV Neusorg im Videotext lesen", erinnert sich der damalige Vorsitzende Gerhard Fröhlich an sein Ehrenmitglied. Mit dem Aufstieg des C-Klassen-Vereins in die Landesliga erreichte er dieses Ziel. Und Rosner hätte gerne weitergemacht. Es waren die SV-Verantwortlichen, die auf die Bremse traten, wenn Rosner eine größere Tribüne oder noch weiter aufsteigen wollte.

Deshalb stieg der Unternehmer bei der SpVgg Weiden ein, und expandierte privat. Als sich Rosenthal von Schreinerei und Ladenbau in Neusorg trennen wollte, sprang Rosner ein und schuf die Media GmbH. Holzinger glaubt, dass ihm seine Gutmütigkeit zum Verhängnis wurde. Von der Branche hatte er wenig Ahnung, ließ sich von der Politik als Retter einspannen. "Außerdem hat er jedem eine Stelle gegeben, der zu ihm kam, auch als gar keine Arbeit mehr da war."

Der genaue Ablauf des Niedergangs ist heute schwer nachzuvollziehen - fest steht, dass es noch schneller ging als der Aufstieg. 2001 zog sich Rosner als Sponsor zurück, 2003 ging die Media GmbH in die Insolvenz, familiäre Probleme kamen hinzu, das Geld war weg, es blieb nur das Zimmer im Gasthof Rosenberger. Seine Zuckererkrankung schlug sich auf die Augen, bald konnte Rosner nicht mehr sehen. Nach einem Sturz ging er an Krücken, Medikamente zerstörten die Nieren. Dreimal die Woche musste er am Ende zur Dialyse. Verbittert sei er aber nie gewesen, erinnert sich Brigitte Erdmann. "Zum Schluss war er krank und schwach, zog sich zurück."

Den SV nie vergessen

Auch Holzinger und Fröhlich hörten Rosner niemals klagen. "Ich kann nichts Schlechtes über den Willi sagen", fasst Fröhlich zusammen. Er sei direkt gewesen, habe seine Meinung gesagt und sich an sein Wort gehalten. "So werde ich ihn in Erinnerung behalten." Vergessen werde auch der Verein sein Ehrenmitglied nicht, ist Fröhlich sicher. Von vielen Leistungen profitiere der SV bis heute. Fröhlich denkt an die Sprecherkabine, die Rosner finanzierte, oder an Umbauten im Sportheim. "Dass wir heute in der Kreisliga spielen, hat mit seiner Hilfe zu tun. Wir kamen aus der C-Klasse." Erdmann weiß, dass auch Rosner seinen SV nie vergessen hat. "Für Fußball hat er sich immer interessiert." Als er nicht mehr sehen konnte, musste sie sich jeden Montag mit dem "Neuen Tag" zu ihm setzen, Tabellen, Ergebnisse und Spielberichte vorlesen. "Über die wusste er dann Bescheid. Wehe, ein Gast hat dazu etwas Falsches gesagt. Der Willi hat ihn sofort verbessert."

Zuletzt aktualisiert am Samstag, den 11. März 2017 um 13:22 Uhr
 
 

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